[ Kein-Wattebäuschchenwerfer ]

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Kürzlich habe ich einen sehr ausführlichen Artikel zur modernen Hundeerziehung gelesen, der mir im Gedächnis blieb. Die Autorin Nina Dany vom Onlinemagazin Planet Hund berichtet darin in ihrer gewohnt faktenreichen Art über die modernen Hundehalter, positive Konditionierung und -vor allem- deren Grenzen. Außerdem, und das fand ich persönlich besonders gut, stand das Thema der Mißbilligung all derjenigen im Fokus, die eben nicht zur Wattebäuschchenwerfer-Fraktion gehörten und ihren Hund auch mal in die Schranken weisen.

Nun, warum ist mir dieser Artikel so präsent geblieben? – Ganz einfach, ich bin kein Wattebäuschchenwerfer. *zwinker* Und dementsprechend habe auch ich schon unzählige kritisierende, verachtende und mitunter anklagende Blicke geerntet in den letzten zweieinhalb Jahren.
Um ehrlich zu sein habe ich mir vor Buddy’s Einzug nicht viele Gedanken über die Hundeerziehung gemacht. Immerhin hatte ich schon viel Erfahrung mit Hunden, bin mit Pferd, Katz und Maus groß geworden und mit jeder dieser Arten stets problemlos zu recht gekommen. Erst viel später machte ich mir Gedanken darüber, wie ich überhaupt erziehe. Und das kam in erster Linie dadurch, dass andere Menschen immer wieder fragten, warum es bei uns so gut funktioniert. Damit will ich jetzt natürlich keinesfalls sagen, dass ich den Dreh raus habe und alles supidupi ist – im Gegenteil, ihr kennt unsere Baustellen. Und auch bin ich kein Fachmann für Training und Erziehung. Darum soll es hier aber auch gar nicht gehen.


Worauf ich eigentlich hinaus will ist simpel: ich knurre Buddy an. Und ja, ich remple ihn auch mal an. Regelmäßig versperre ich ihm den Weg und auch ein lautes und ernstes Nein kommt über meine Lippen. Schlicht und einfach, ich bin kein Wattebäuschchenwerfer.
Positive Verstärkung ist ein wirklich tolles Mittel und im Training benutzten wir es tagtäglich. Doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass dies allein nicht ausreicht, um ein stabiles, funktionierendes Zusammenleben mit Hund zu erreichen. Buddy braucht klare Grenzen, er braucht Regeln und vor allem braucht er einen Menschen, der ihm diese deutlich macht.
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Im Kern geht es mir heute aber darum, dass mein Verhalten Buddy gegenüber sehr oft strafende Blicke findet und ich bin davon überzeugt, dass dies vor allem der Fall ist, weil der Zwerg eben ein Zwerg ist. Und das finde ich wirklich scheinheilig.
Nehmen wir ein Beispiel: Frauchen XY mit schickem, großem Jagdhund erklärte mir regelmäßig wie toll sie es findet, dass Buddy so ein ausgeglichenes, selbstbewusstes Kerlchen ist, dass er Null standardisiertes Kleinhundverhalten an den Tag legt und was wir doch für eine tolle Bindung hätten. Ich treffe dieses Frauchen dann auf einem Feldweg. Ich hatte Buddy gerade wegen einer Horde Radfahrer Sitz machen lassen, was er allerdings für zweitrangig erachtete und lieber der Nase nach ins Feld wollte. Dass ich dieses Verhalten, in Anbetracht dessen, dass gerade gefühlte vierzig Radfahrer an uns vorbeischossen, mit einem Aufstampfen, lauten “Hey” und ihm den Weg versperren, bis er wieder an Ort und Stelle saß, quittierte – ja das schien dem zuvor so schwärmenden Frauchen sehr sauer aufzustoßen. Immerhin ist Buddy doch so ein kleiner, süßer Kerl *räusper* den behandelt man doch nicht so streng und grob. Dass Buddy während er dann dort so saß, den Blickkontakt zu mir vermied und gähnte – ja, daran erkannte man ganz eindeutig meine Grausamkeit.
Übrigens auch so ein Mysterium für mich, dass der Hund um Gotteswillen kein Meide- oder Beschwichtigungsverhalten zeigen sollte, denn dann macht man als Mensch auf jeden Fall etwas gewaltig falsch. Dass dies allerdings unter Hunden ein stinknormales Kommunikationsmittel ist, dass scheint keine Relevanz zu haben.
Fünf Minuten nach meinem bindungszerstörenden Verhalten waren Buddy und ich dann schon wieder in eine wilde, ausgelassene Runde Spiely spielen vertieft *zwinker*
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Auf jeden Fall glaube ich, dass man mit positiver Konditionierung sehr viel erreichen kann, aber eben nicht alles. Weder bei Groß noch Klein. Wenn es keinerlei negative Reaktionen auf Fehlverhalten gibt, dann hat Hund letztlich immer die Wahl: befolge ich das Kommando und kassiere Lob und Keks oder folge ich lieber der Duftspur durch die Radfahrer – mal sehen was interessanter ist. Eine negative Konsequenz ist sowieso nicht zu erwarten, also kann man den Keks ja einfach beim nächsten Mal nehmen…
Und warum sollte das bei 7kg anders sein als bei 40kg? Ein kleiner Hund benimmt sich nur wie ein kleiner Hund, wenn wir Menschen ihn wie einen kleinen Hund behandeln. Gelten gewisse Regeln nur für die Großen, weil die es ja vertragen können, dann werden sich auch nur die Großen an diese Regeln halten.
Man kann keine Doppelmoral an den Tag legen, in der kleine Hunde sich wie große benehmen sollen, jedoch nicht dementsprechend behandelt werden dürfen. Letztlich bin ich der Meinung, dass jeder seine eigene Erziehungsmethodik findet und, solange dabei weder Hund noch Mensch in irgendeiner Form geschadet wird, sollte man sich eben auch auf die eigene Erziehung konzentrieren – und nicht die der anderen.
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6 Antworten auf „[ Kein-Wattebäuschchenwerfer ]“

  1. Toller Beitrag!
    Wir sind auch keine Wattebäuschchenwerfer, aber wir haben leider auch schon die Erfahrung in de Hundeschule gemacht, dass auch die Regeldurchsetzer viel zu ignorant beim Training umgehen. Ich bin auch mit allen möglichen Tieren aufgewachsen und hatte immer eine gute Bindung zu ihnen. So wie du hab ich mich erstmal mit der Erziehung nicht weiter auseinander gesetzt (wobei doch, die "Erziehung nach Bauchgefühl" und Regelsetzung war seit Welpentagen bei uns an der Tagesordnung), dann kamen die Hundeschulen und ich dachte, die haben einen Plan. Leider wird immer nur Schema F verwendet, was das Vertrauen von Kingston in mich und von mir in mein "Erziehungsgefühl" erschütterte. Somit kann ich die Wattebäuschchenwerfer total verstehen, weil es in Hundeschulen/-vereinen meist übertrieben wird. Aber auch bei uns gibt es Grenzen und klare Neins. Zudem arbeite ich auch mit dem Körper, würde ich das nicht machen, würde mir Kingston auf der Nase tanzen, weil er einfach auf Durchzug stellen kann und dann mal ein Bein im Weg oder ein Stampfer hilft, dass ich die Aufmerksamkeit bekomme ;-).
    Wie gesagt, toller Beitrag und ich finde, dass eine Beziehung ganz klar Lob/Vertrauen aber auch Grenzen ausmachen – mit Mensch und auch mit Hund.

  2. Oh, wie schade, dass hier noch keiner kommentiert hat 😀 Ich vermeide weitestgehend, über die Erziehungsmethoden meiner Hunde zu plaudern. Ich bin nämlich alles andere als ein Wattebäuschchenwerfer. Unseren ersten Berner haben wir damals sehr streng und ganz ohne Hundeschule erzogen. Ich habe mich ein wenig eingelesen und das für mich herausgesucht, was ich logisch fand – und was funktionierte. Als dann eine weit entfernte Cousine aus USA zu Besuch war und meine Mum mir einige Wochen später erzählte, dass diese gesagt hätte, Gizmo wäre ja so gut erzogen, so wird sie ihren Hund auch mal erziehen – war ich beeindruckt 😀
    Hier setzt es durchaus mal ein Donnerwetter, es gibt gewisse Regeln, die einzuhalten sind und ich mache auch keinen Unterschied zwischen der 43-kg-Berner Dampfwalze und Monsieur Mini mit seinen 7 kg. Letzterer hat ebenso seinen eigenen Kopf – typisch Terrier eben – wie der Schweizer Sturschädel. Und wenn der Berner meint, mich mit seinem Kampfgewicht an der Leine ins Feld zu ziehen, weil es da so gut riecht, ich an der anderen Hand aber den Mini habe, den es dabei gleich mitreißt dann bin ich nicht zimperlich. Ich muss mir von meinen Hunden nicht alles gefallen lassen. Den Berner interessiert es nicht die Bohne, wenn ich ihm ins Ohr klickere, vor seiner Nase mit Käse und Leberwurst wedel oder sonst einen Affentanz aufführe, WENN ER JETZT DA HINWILL. Also wird in solchen Fällen geknufft und gerempelt (und meist ist ihm auch das egal *hust*). Und dieser Hund vergöttert mich und wir haben eine äußerst innige Beziehung. Hundeerziehung ist im Prinzip nicht schwer und kompliziert. Man muss nur wissen, was man will (oder auf keinen Fall will) und es durchsetzen. Aber heute wird alles totgeredet und diskutiert und in Erwägung gezogen, dass das sensible Hündchen eventuell Schaden dabei nehmen könnte. Aber jeder wie er meint. Ich halte mich aus solchen Diskussionen einfach heraus, es bringt keinem was. Seltsamerweise kenne ich aber auch (im RL) fast nur Hundehalter, die es ebenso handhaben. Mich hat auch beim Gassi noch nie jemand dumm deswegen angemacht. Aber online ist eben alles anders – und besser 😉

    Liebe Grüße
    Susanne und die Jungs

  3. Ohja, das kenne ich nur zu gut. Ich habe meine Maus erst seit 4 Monaten – ist allerdings auch schon 1 1/4 Jahre alt. Sie rüpelt, ist ziemlich ausgebufft und zu dem noch in der Pubertät. Ihre Grenzen braucht sie – und das oft mit einem strengen Ton, etwas anrempeln (warum sollte ich mich von meinem Hund anrüpeln lassen, aber nicht selbst Rüpeln dürfen?), etc.

    Da ich vorher keinerlei Erfahrung mit der Hundeerziehung hatte (bin zwar mit Hund groß geworden, aber irgendwie habe ich von der Erziehung kaum was mitbekommen), habe ich mir verschiedene Hundetrainer gesucht. Die eine: Wattebäuschen. Die andere: harte Hand.

    Mittlerweile ist meine Rüpelnase schon deutlich besser "erzogen" – ja, ich hänge auch hinten an der Leine; ja, wenn ich sie zurückrufe, will ich auch, dass sie zurück kommt. Die Wege dort hin waren etwas schroff – und oft durfte ich mir blöde Sprüche anhören. Denn Mrs. Rüpeli, wie ich sie manchmal nenne, weiß ganz genau, wie "süß" sie doch ist. Wenn sie an der Leine gezogen hat und zu einem anderen Hund wollte, durfte ich mir oft anhören: "Ach, lassen Sie sie doch. Sie ist doch noch jung, die will doch nur spielen" "Ach, die Arme. Jetzt hat sie ganz doll Angst". Mittlerweile reagiere ich auf solche Kommentare gar nicht mehr, ich weiß schon was ich tue. Aber das Problem kenne ich – nur weil der Hund klein ist, denken auf einmal alle, dass man sie mit Watte anfassen muss. Aber benehmen sollen sie sich natürlich trotzdem…

    Liebe Grüße
    Nicole von http://www.bluetenschimmern.com

  4. Warum habe ich erst jetzt den ersten Blogbeitrag auf deinem Blog gelesen? Großartig! und ein großes Kompliment an dich, die ihren kleinen Hund dennoch als das sieht was er ist – ein Hund. 🙂

  5. Unsere Lis ist auch ein kleiner Hund. Sie ist selbstbewusst bis dominant und manchmal eine wirkliche Zicke. Würde ich bei ihr nicht "durchgreifen" und auch mal knurren, rempeln oder die Leine hinter ihr her werfen, würde sie schnell außer Kontrolle geraten, da bin ich mir sicher. Genauso wird sie aber auch positiv bestärkt, bekuschelt und geliebt. Ich bin also voll und ganz Deiner Meinung und stimme Dir in jedem Punkt Deines wirklich gut geschilderten Beitrags zu!
    LG Sandra mit Charlie und Lis

  6. Oh ja da gebe ich dir 100%ig recht.
    Wenn man sich überlegt das sich viele Menschen über kleine kläffende Hunde so aufregen und dann bei Massregelungen des kleinen Hundes mit dem Kopf schütteln, frage ich mich warum diese sich erst beschweren.
    Ein Hund ist ein Hund, ob groß oder klein. Jeder von ihnen benötigt konsequente Erziehung und ebend keinen Hackenbeißer zuerziehen.

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