Hallo Frühling – Hündinnen und Hormone

Im letzten Jahr sind die saisonalen Themen des Hundealltags bei uns verhältnismäßig kurz gekommen. Heute wollen wir uns deshalb einer Sache widmen, die uns zwar immer seltener und doch – gerade jetzt im Frühjahr – in zuverlässig periodischen Rhythmen beschäftigt. Die Rede ist natürlich von den zwei Hs: Hündinnen und Hormone. *zwinker*

Im Laufe der Jahre haben wir so einige Einblicke in Buddys hormonelle Seite des Lebens gegeben. Grundsätzlich gibt es mittlerweile zum Glück die meiste Zeit über nicht mehr allzu viel darüber zu berichten. Die wilden Zeiten sind überstanden und ich würde sagen, wir bewegen uns in einem recht gemäßigten Bereich. Klar, der Zwerg ist und bleibt ein intakter Rüde, der sich natürlich liebend gern und gelegentlich mit Eifer dem Schnüffeln und Markieren widmet. *lach* Während das früher auf unseren Spaziergängen zum nervigen Dauerthema wurde, läuft es heute in sehr entspannten Bahnen, Buddy ist zwar interessiert, aber keinesfalls davon eingenommen, schenkt mir unterwegs stets seine Aufmerksamkeit und reagiert zuverlässig auf meine Anmerkungen. *zwinker* Unterm Strich kann man sagen, dass wir wunderbar und stressfrei mit dem Thema Hormone zurecht kommen… Bis auf diese gewissen Wochen im Jahr. *hüstel*

DAS LIEBE-IN-DER-LUFT-WETTPINKELN

Ganz genau kann ich nie sagen, wann diese hormonell geladenen Episoden vor der Tür stehen, es gibt eigentlich immer eine im Frühjahr, meist eine im Sommer und gelegentlich eine etwas abgeschwächtere in Herbst oder Winter. In vielen Jahren ist nur eine dieser Phasen wirklich nervenzehrend. Manchmal handelt es sich dabei nur um einige anstrengende Tage, ein andermal um ein wochenlanges Auf und Ab. Was genau passiert und welche Faktoren zusammenspielen, darüber kann ich nur spekulieren, allerdings habe ich natürlich meine Theorien. *zwinker*

In diesen heißen Phasen sind die meisten Gassirunden von Stress und hormongesteuertem Wahn geprägt. Oft dauert es keine zwei Meter von unserer Haustür aus, da zerrt Buddy schon an der Leine von einer Markierung zur nächsten. Klebt mit der Nase magnetisch auf dem Boden. Versucht überall zu schlecken. Klappert mit den Zähnen und sabbert vor sich hin. Verrenkt sich nach jedem Hund den Kopf. Nicht nur, dass ich in diesen Momenten weder Ohr noch Blick geschenkt bekomme, selbst verbal erreiche ich ihn nicht immer, muss ihn oftmals anstupsen oder gar am Geschirr weiterziehen, um zu ihm durchzudringen. Schafft er es, mir einen Blick zuzuwerfen ist dieser verhangen und gehetzt, während ihm aus der zitternden Schnute der Sabber tropft. Ja, es ist tatsächlich genau so dramatisch wie es klingt. *hüstel* Und an Freilauf ist in diesen Momenten nicht zu denken.

Pinscher Buddy verfolgt eine Spur -Leben mit Rüde, Markierungen, Hündinnen und Hormone

Wenn wir Glück haben, dann ist es nicht auf allen Strecken so extrem und hält nur einige Tage an. Meistens ist das sogar der Fall. Natürlich fragt man sich, was in diesen Phasen für ein derart Buddy-untypisches Verhalten sorgt. Mir zumindest geht es so. Meine naheliegendste Theorie ist, dass besonders viele Hündinnen gleichzeitig läufig werden, die dementsprechend fleißig markieren, was wiederum zu deutlich aktiveren, markierfreudigern Rüden führt, die sich ein maßloses Wettpinkeln und Konkurrieren liefern. Einige Anhaltspunkte für diese Hypothese stammen aus Gesprächen, andere aus Beobachtungen. Ich meine, wenn Buddy nicht mehr einzelne, feuchte Blättchen an einer Hecke überpinkelt, sondern – man verzeihe mir die anschauliche Beschreibung – über einen tropfend nassen Busch, unter dem eine kleine Lache steht, die ihrerseits gerne mal in eine Fließspur mündet *räusper* dann hat entweder ein Pony das Bein gehoben oder aber dutzende Rüden und Rüdinnen in nicht allzu langer Zeit. *zwinker* Und wenn ich selbst schon die nächsten frischen Markierungen deutlich mit den Augen ausmachen kann, bevor sie Buddys Nase magnetisch von A nach B geleiten, dann liefert das schon gewisse Verdachtsmomente. *zwinker*

ABWARTEN UND AUSSITZEN

Welche Faktoren auch immer zusammenspielen mögen, um diese Zeiten des Wahnsinns heraufzubeschwören, eins weiß ich ganz sicher. Und das ist sogar das viel wichtiger als das Warum: Die tollen Tage enden wieder genauso schnell und unverhofft, wie sie aufgetaucht sind. In den ersten Jahren war mir das noch nicht klar und ich befürchtete insgeheim immer, dass es eine Veränderung von Buddy selbst und nicht der bloßen Umstände sei. Wenn man aber weiß, dass es eine überschaubare Ausnahmesituation ist, dann kann man damit ganz anders umgehen und die Dinge mit anderen Augen betrachten. Früher habe ich, gestresst und genervt bis zum Abwinken, immerzu versucht, Buddys Verhalten zu korrigieren. Ich habe permanent gegen ihn und sein getriebenes Verhalten angekämpft. Das passiert mir auch heute hin und wieder. Allerdings versuche ich, ihm in dieser, für ihn unglaublich stressigen, Zeit so gut ich kann zur Seite zu stehen, indem ich Fünfe gerade sein lasse, keinen Druck ausübe und ihn so wenig wie möglich zusätzlich fordere.

Buddys Blick zum Zweibeiner

VOM VERSTEHEN ZUM VERSTÄNDNIS

Das, was mich hier eines Tages im wahrsten Sinne aufgerüttelt hat, war sein Blick. Vorher muss ich so eingenommen von meinem eigenen Stress gewesen sein, dass ich ihn zwar angeschaut, aber nie richtig gesehen habe. Dieser Blick, wenn er sich kurz aus diesem Schnüffel-Schleck-Markier-Wahnsinn loslösen kann, um mit mir Kontakt aufzunehmen. All dieser Stress und diese Erschöpfung, die darin liegen. Dass ich dafür so lange blind war, verfolgt mich noch immer, jedes Mal, wenn ich jetzt diesen Blick sehe. Und wenn ich daran denke, wie oft ich wütend war, ihn angemotzt und ihn auch mal ruppig weitergezogen habe, ohne je wahrzunehmen, wie sehr ihm selbst diese Umstände zu schaffen machen, fühle ich mich grauenvoll. Statt den Zwerg zu unterstützen, ließ ich ihn meine Frustration spüren und machte ihn für Sachen verantwortlich, für die er nicht nur nichts konnte, sondern mit denen er selbst zu kämpfen hatte. Unglaublich unfair.

Schuldgefühle hin oder her, letztlich bin ich froh, dass diese Erkenntnis besser spät als nie bei mir angekommen ist. Wie bei so vielen Dingen im Hundealltag konnte eine Veränderung meiner eigenen Sichtweise und meines Verhaltens die Dynamik zwischen Buddy und mir auf der einen Seite und zwischen uns und der Umwelt auf der anderen deutlich verbessern. Natürlich bleiben diese Phasen unglaublich anstrengend – für jeden von uns beiden. Aber ich bin mir sicher, dass mein gelassenerer Umgang mit dieser Ausnahmesituation nicht nur mir selbst viel Stress erspart, sondern auch für Buddy das anstrengende Leben als temporärer Schürzenjäger etwas weniger frustrierend macht. *zwinker*

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