Dann war er plötzlich da, der Tag der OP

[Werbung] Manchmal ist es notwendig, sich rigoros von Dingen zu trennen und einen klaren Schnitt zu wagen, wenn man ein stetig ungutes Gefühl bei der Sache hat. In unserem Fall trafen Trennung und Schnitt ganz buchstäblich Buddys Hautveränderungen, von denen wir euch im letzten Beitrag in Zusammenarbeit mit AGILA berichtet haben. Nachdem ich die vermeintliche Warze jahrelang kritisch beobachtet, verdrängt und schöngeredet hatte, ging dann auf einmal alles ganz schnell. Hautveränderung Nummer zwei war kaum beim Tierarzt vorgestellt, da stand schon der OP Termin.

Zweieinhalb Wochen später wurde es dann Ernst. Während ich mir in der Zwischenzeit immer wieder Gedanken gemacht hatte, war ich in den Tagen direkt vor der OP und am OP-Tag selbst ziemlich gefasst und ruhig. Zwölf Stunden vorher durfte Buddy nicht mehr fressen und ab morgens dann auch nichts mehr trinken. Abgesehen davon versuchte ich alles so normal wie möglich zu gestalten. Das gelang mir so gut, dass ich schon fast ein schlechtes Gewissen hatte, als wir uns auf den Weg zur Praxis zwei Straßen weiter machten und Buddy fröhlich wedelnd wie immer neben mir her stapfte. *hüstel* Jetzt hatte ich zum ersten Mal ein mulmiges Gefühl.

In der Praxis lief dann aber alles so routiniert und kompetent ab, dass ich mich ein wenig sicherer fühlte. Ärztin und Personal waren super freundlich und ruhig Buddy und mir gegenüber, wofür ich sehr dankbar war. Ich unterschrieb die nötigen Unterlagen, setzte Buddy auf den Tisch und blieb nah bei ihm, direkt an seinem Kopf, während ihm die Braunüle gelegt wurde und die verschiedenen Medikamente verabreicht wurden. Es dauerte keine Minute, da riss er schon die Augen weit auf, schaute fragend unsicher und fing an zu schwanken. Ich hielt ihm meine Hand hin, berührte leicht sein Gesicht, damit er wusste, dass ich da bin. Als ihm dann die Beine wegsackten und die Augenlider schwer wurden, ging es ganz schnell, er wurde von der Assistentin auf den Arm genommen und alle sind gemeinsam zügig zum OP rübergegangen. Ich hielt mich auch nicht mehr lange auf und ging wieder heim. Zuhause lenkte ich mich dann auf meine Art ab, indem ich mich möglichst rational mit dem Erlebten beschäftigte, sprich dem Herrchen und und meinen Eltern telefonisch von allem berichtete. Das machte ich so ausführlich, dass es gar nicht mehr allzu lange dauerte, bis der erlösende Anruf kam. *zwinker*

Eine gute Stunde nachdem ich die Praxis verlassen hatte erfuhr ich schon am Telefon, dass ich Buddy gerne wieder abholen könne. Und da war es dann vorbei mit der Ruhe und Gelassenheit. *lach* Ruckzuck war ich angezogen und auf dem Weg. Ausgerechnet jetzt stieß ich auf eine ellenlange Schlange an der Anmeldung der Praxis. Und ja, ich war hibbelig. *zwinker* Gerade als ich Gefahr lief, genervt zu werden, hörte ich aus dem hinteren Teil der Praxis Buddys typisches Hau-ab-Alarm-Gebelle – lautstark und vehement. Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr über sein Randalieren gefreut. *schmunzel* Dann entdeckte mich eine der Ärztinnen in der Schlange und winkte mich nach hinten durch, um mich vom Warten zu erlösen. Ich durfte mit in den Aufwachraum, wo Buddy gewohnt fit und mit schwellender Brust unser Eintreten mit Bellen quittierte. Dann durfte er raus aus der Box und stapfte auf mich zu. Die beiden Pflaster und der halb rasierte Kopf ließen ihn dabei so verwegen wirken, dass ich schmunzeln musste. *grins* Er schien einen Moment zu brauchen, bis er begriff, dass ich es war. Dann war die Freude aber riesig. Ich wurde darüber aufgeklärt, dass er noch etwas benommen und neben der Spur wegen der Medikamente sei, was ich ihm auch anmerkte, als er eine energische Runde durch den Raum drehte und alles konzentriert untersuchte, statt mich weiter zu begrüßen und nur raus aus der Praxis zu wollen. *lach* Ich hatte mich dafür entschieden, die entfernten Hautveränderungen in die Pathologie schicken zu lassen. Nachdem ich dafür noch eine Unterschrift geleistet hatte und wir die Rechnung für die OP bezahlt hatten, ging es endlich nach Hause.

Den Großteil des Tages verbrachte Buddy schlafend. Ich gab ihm wie abgesprochen erstmal nur einen Löffel Futter, um zu schauen, ob er es drin behält, den er sich gierig einverleibte. Eine Stunde später bekam er dann seinen ersten Napf, der auch ratzfatz leer war. *schmunzel* Abends schienen die Medikamente dann zunehmend ihre Wirkung zu verlieren, Buddy wurde immer munterer und tobte nach einer kleinen Gassirunde schon wieder mit seinem Äffchen in der Schnute durchs Wohnzimmer.

Einen Tag später ging es dann zur Wundkontrolle, zehn Tage später zum Fäden ziehen. Buddy war ein Musterpatient, er ließ die Wunden in Ruhe und schien zum Glück auch keine Schmerzen zu haben. Einen Tag nach der OP war der Zwerg wieder ganz der Alte.

Was weg ist ist weg. Oder?

Über die Ergebnisse aus der Pathologie machte ich mir keine großen Gedanken, ich dachte mir, egal was dabei rum käme, die beiden Hautveränderungen sind gründlich entfernt und damit ist alles gut. Erst knapp zwei Wochen nach der OP, als Buddys Fäden bereits gezogen und die Wunden gut verheilt waren, kam am frühen Abend der Anruf unserer Tierärztin. Statt einem kurzen „Alles gut, Proben unauffällig“ hörte ich die Worte „Also, es ist manchmal ein bisschen komplizierter…“. In diesem Moment wurde mir schlagartig klar, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, was in diesem Bericht steht. Ich versuchte mich also trotz meines müden Kopfes zu dieser Uhrzeit und der unerwarteten emotionalen Regung angestrengt auf das zu konzentrieren, was mir da mitgeteilt wurde. Malignitätsverdächtig. Melanozytom. Das waren die beiden Begriffe, die am Ende des Telefonats auf meinem pastellgrünen Klebezettel standen. Außerdem meinte ich mich daran zu erinnern, dass es manchmal wohl gar nicht so einfach sei, so eine Probe eindeutig auszuwerten. Dass die Nachricht erstmal gut sei und dass es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen gutartigen Tumor handele, der allerdings hätte bösartig werden können. Und auf die Frage, was ich denn nun tun sollte angesichts all der dunklen Flecken, die Buddy mit zunehmendem Alter entwickelt, bekam ich die Antwort: Erstmal ganz normal, im Auge behalten, Veränderungen wie den Knubbel vorstellen.

Während ich diese Informationen noch am gleichen Abend an Famillie und Freunde weitergab und mir alle sagten, dass dies doch eine gute Nachricht sei, fühlte es sich nicht wie eine an. Nicht wirklich. Ich wusste, ich musste diesen Bericht haben. Musste es schwarz auf weiß lesen, Fachbegriffe nachschlagen und so besser verstehen, was eigentlich wirklich Sache war.

Ein paar Tage später hielt ich dann diese doppelt bedruckte DIN A4 Seite mit dem Logo der Tiermedizinischen Hochschule in den Händen. Und ich muss euch vorwarnen, jetzt folgt ein wenig zitiertes Fachchinesisch. *zwinker* Als erstes stellte ich fest, dass ich im Gespräch mit der Tierärztin zwar „ein Tumor“ verstanden hatte, allerdings wie geplant beide Proben untersucht worden waren und überraschenderweise beide gleich eingestuft wurden, als „malignitätsverdächtiges dermales Melanom“. Die „Exzisionsränder sind frei von Tumorzellen“ und die „Prognose ist relativ günstig. Die Tumoren verhalten sich meist gutartig“. „Jedoch können in Einzelfällen Rezidive und/oder Metastasen auftreten“. Und im Kommentar war zu lesen „Das gutartige Melanom (Melanozytom) stellt eine Proliferation (Anm. d. A.: schnelles Wachstum bzw. Vermehrung/Wucherung von Zellen) von Melanozyten dar (…) Eine Abgrenzung zum malignen Melanom kann in Einzelfällen schwierig sein. In beiden Lokalisationen fanden sich morphologische Hinweise auf eine mögliche maligne Transformation der Neoplasie (Anm. d. A.: Neubildung von Körpergewebe durch Fehlregulation des Zellwachstums). Aus diesem Grund sollte der Patient weiterhin sorgfältig klinisch überwacht werden.“

Weitere Infos konnte ich auch noch der Beschreibung der Proben entnehmen (was ich euch an dieser Stelle erspare *hüstel*), die mir in Kombination von gutem, alten Biologiewissen und etwas Recherche einige, für mich, hilfreiche Antworten lieferten. Auch wenn es bestimmt nicht jeder nachvollziehen kann, ich bin einfach so gestrickt, dass mir das Lesen und – soweit möglich – Verstehen des Berichts viel mehr Sicherheit und Klarheit gegeben haben, als es ein reines Arztgespräch je könnte. Ich muss Dinge selbst sehen, lesen, nachvollziehen und begreifen, um mich sicher zu fühlen. Das ergeht mir bei Zweibeinerbelangen nicht anders. *zwinker*

Mit Bauchgefühl, Vertrauen und Zuversicht

Auch wenn ich mir natürlich nichts mehr gewünscht hätte als eine klare, einhunderprozentige Entwarnung aus der Pathologie, birgt diese Geschichte doch eine große Portion Zuversicht. Ich habe all die Jahre letztlich immer auf mein Bauchgefühl gehört und lag immer absolut richtig. Es war gut und richtig die Hautveränderungen zu entfernen. Denn beide hatten das Potential bösartig zu werden. Das betraf den kaum veränderten, so viele Jahre als harmlose Warze oder Blutschwamm eingestuften Tumor am Vorderlauf genauso wie den innerhalb weniger Wochen knubbelig gewordenen Tumor am Kopf. Natürlich könnte ich nun besorgt in die Zukunft schauen, jeden dunkel pigmentierten Fleck als Unheil betrachten. Ich könnte mir auch vorhalten, hätte ich nur den Tumor am Bein vor gut fünf Jahren direkt entfernen lassen, dann hätte ich all diese Jahre voll sorgenvoll huschender Blicke, emotionalen Bauchwehmomenten, retuschierter Fotos und ausradierter negativer Gedanken vermeiden können. Aber nein. Das hilft niemandem. Ich nehme aus dieser Erfahrung für mich mit, dass alles genau so gekommen ist, wie es kommen sollte und dass es genau so richtig war. Es war richtig auf mein Bauchgefühl zu vertrauen und auf die leise Stimme im Kopf zu hören. Es war richtig auch nach fünf Jahren eine weitere Meinung einzuholen. Es war richtig sich eine Weile Bedenkzeit zu nehmen. Es war richtig sofort zu handeln, als der zweite Knubbel auftauchte. Es war richtig die OP machen zu lassen. Es war richtig beide Proben einschicken zu lassen. Und genau deshalb brauche ich keine nervöse Angst vor der nächsten Hautveränderungen haben, die auftreten könnte. Denn ich werde weiter auf mein Bauchgefühl und diese leise, ausdauernde innere Stimme hören und darauf vertrauen, dass sie mich auch weiterhin auf dem richtigen Weg führen werden.

DIE INFOBOX FÜR EUCH
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit und mit freundlicher Unterstützung von AGILA. Danke für den stets angenehmen, inspirierenden und kreativen Austausch!
Meine Meinung bleibt meine eigene. 

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