Norderney – eine Insel, zwei Gesichter

Ende Mai ging es für uns ab ans Meer. Genauer gesagt an die Nordsee. Zum zweiten Mal haben wir eine Woche auf der ostfriesischen Insel Norderney verbracht. Was wir in dieser Zeit erlebt haben, was altbekannt war, was neu und wie es uns gefallen hat, das wollen wir euch heute verraten.

Exakt fünf Jahre zuvor reisten wir zum ersten Mal im Mai nach Norderney. Es war damals meine Premiere auf einer richtigen Insel (wenn man Großbritannien nicht mitzählt *zwinker*). Die Vorstellung, auf einem von Wasser umschlossenenen Stückchen Land festzusitzen, mit einer Fähre als einzigem Verbindungsglied, hat mich damals nicht gerade in Verzückung versetzt. *hust* Und auch heute bevorzuge ich nach wie vor Urlaubsziele mit einer individuell befahrbaren Verbindung ans Festland. Wenn eine Insel aber eine so gute Infrastruktur wie Norderney bietet und eine Geburtstagseinladung ans Meer lockt, dann packe selbst ich ruckzuck mein Köfferchen, schnappe mir den Zwerg und stapfe mutig auf die Fähre. *schmunzel* Und so ging es für unser Dreiergespann an jenem Sonntagmorgen im vollbeladenen Pinschermobil gen Norden.

Pinscher Buddy am Strand von Norderney

AB AUF DIE INSEL

Diesmal hatten wir die Fährüberfahrt vorab reservieren müssen, so dass wir einen klaren Zeitplan für die Reise einzuhalten hatten. Die zwei Stunden, die ich großzügig auf die kalkulierte Fahrtzeit aufgeschlagen hatte, sollten sich hier als äußerst sinnvoll erweisen. Eine ausgiebige Gassirunde in den Wäldern am Rastplatz und einen ausgedehnten Stau später, erreichten wir nach knapp 5 Stunden den Fährhafen in Norddeich, just 3 Minuten vor dem Check In. Gutes Timing. Das Wetter war angenehm warm und sonnig, das Meer verhältnismäßig ruhig und ich recht guter Dinge, dass wir die Überfahrt überleben würden. *lach* Der Zwerg blieb während der gesamten Fahrtzeit von rund 50 Minuten in seinem neuen, schicken Hunderucksack, was sich als ebenso guter Entschluss entpuppte, wie das Plus an Reisezeit. Mindestens. Wir ergatterten den perfekten Platz oben auf Deck, mit einer geschützten Ecke für den Zwerg und einem unverstellten Blick auf den Horizont für das extrem empfindliche Frauchen. *räusper* Reisekrank werde ich immerhin schon mal gern bei der Autofahrt ums Eck. Die Überfahrt verlief allerdings ohne Schwierigkeiten. Der Zwerg quengelte zwischendurch, als die Motoren starteten oder ein paar Wellen schwappten, aber insgesamt hielt er wacker die Nase in den Wind. Und ja, selbst ich habe tatsächlich den ein oder anderen Moment genießen können.

Auf der Insel angekommen ging es samt Pinschermobil zum Ausladen zur Unterkunft. Danach bezog es seine Stellung auf einem Dauerparkplatz in der Nähe, da Norderney zu einem großen Teil nahezu autofrei ist. Beim Einzug in unser Appartment wartete dann eine Überraschung auf uns. Wir hatten tatsächlich genau das gleiche erwischt, wie bei unserem Aufenthalt fünf Jahre zuvor. Für mich Gewohnheitstier eine wirklich feine Sache. Home, sweet Home.

Hundeurlaub auf Norderney - Blick aus dem Fenster, Sonnenuntergang über dem Meer, Pinscher Buddy vor dem stürmischen Meer, Buddy eingekuschelt im Appartment, Regen an der Fensterscheibe

INSELZEIT

Während das Herrchen seinen Tagesrythmus im Urlaub ganz relaxt dem Flow anpassen – sprich wunderbar einfach so in den Tag hinein leben – kann *lach* brauchen der Zwerg und ich definitiv eine gewisse Struktur, um richtig entspannen zu können. *hüstel* Morgens ging es für uns, wie in jedem Urlaub, erstmal ans Meer. Dazu waren nur wenige Schritte nötig, denn das Appartmenthaus grenzt mit seinem Grundstück direkt an die Promenade an, die wiederum einen Zugang zum Meer bietet. An diesem Abschnitt der Westküste findet man keinen, für Norderney typischen, breiten Sandstrand, und doch kann man vor allem bei Ebbe wunderbar am Meer entlang laufen. Da Hunde sowieso nur an bestimmten Strandabschnitten erlaubt sind, ist es genau genommen sogar eine feine Sache, keinen offiziellen Strandabschnitt vor der Haustür zu haben. *zwinker* Bis zum Nordstrand und wieder zurück konnten wir so jeden Morgen unsere Runde drehen. Wichtig ist hier vielleicht noch anzumerken, dass nahezu überall auf der Insel Leinenpflicht herrscht, was allerdings mit unserer langen, knallorangenen Schleppleine gar kein Problem war.

Spaziergänge am Meer auf Norderney, Möwen fliegen über den Wellen, der einsame Nordstrand am Morgen, Pinscher Buddy flitzt mit seinem Spiely, Buddy hat viel zu schnüffeln

Im Anschluss wurde dann erstmal ausgiebig gefrühstückt und der weitere Tag geplant, während der Zwerg sich noch eine Mütze voll Schlaf gönnte. Den passenden Bäcker, der übrigens unglaublich leckere Norderneyer Quarkbrötchen mit Suchtpotential im Angebot hat *yummy*, findet man genauso fußläufig gleich um die Ecke, wie die belebte Fußgängerzone samt kleiner Läden, einer großen Auswahl an Lokalen und einigen Einkaufsmärkten.

Einen Tag nach unserer Ankunft hatten wir uns gleich Fahrräder gemietet. Bei unserem ersten Aufenthalt hatte ich nämlich die fehlende Möglichkeit, die Insel zu erkunden, vor allem rückblickend sehr vermisst. So wichtig die städtische Struktur auch für mein Wohlbefinden sein mag, diesmal wollte ich unbedingt raus aus der Stadt und rein in die einsame, wilde Dünenlandschaft, die einen großen Teil Norderneys prägt. Wer uns schon länger folgt erinnert sich vielleicht, dass Radfahren mit Buddy nicht gerade das ist, was man einen Selbstläufer nennt. *räusper* Ich will an dieser Stelle nicht zu weit ausholen, nur soviel sei gesagt: im Laufe der Jahre hatten wir in unseren Darßurlauben sowohl Anhänger als auch Rucksack ausprobiert, was beides gnadenlos gescheitert war. Der Zwerg fühlte sich nicht wohl und war regelrecht panisch. Doch jetzt, wo ich auch im heimischen Alltag mit dem Rad unterwegs war, keimte in mir Optimismus für einen weiteren Versuch auf und so zog einige Wochen vor unserer Reise nach Norderney ein neuer Hunderucksack für einen neuen Anlauf ein. Alles weitere zu Rucksack, Training und mehr lest ihr bald in einem seperaten Beitrag.

OSTWÄRTS MIT ZWEIRAD UND ZWERG

Die erste Tour über die Insel unternahm ich allein, während Mann und Zwerg im Appartment relaxten, um mich mit dem Mietrad und den Verkehrswegen ein wenig vertraut zu machen. Vom Weststrand bis zum Nordstrand ging es mit fabelhaftem Meerblick unterhalb der Promenade entlang. Dort angekommen musste man dann auf Wege und Straßen abseits des Meeres ausweichen. Bis vor einigen Jahren konnte man wohl noch auf dem sogenannten Zuckerpad bis zur Weißen Düne mit dem Rad durch die Dünenlandschaft des Nationalparks fahren, mittlerweile ist dieser Weg ausschließlich Wandern vorbehalten (was ich bei unserer späteren Wanderung dort auch gut nachvollziehen konnte). Für mich ging es also durch die Wohnsiedlung Nordhelm auf den Karl-Rieger-Weg, der sich als Hauptverbindung vom Zentrum ostwärts zieht. Hier bekam ich zum ersten Mal einen Eindruck, wie die Landschaft Norderneys ausschaut: grüne Dünen soweit das Auge reicht, gesprenkelt mit vereinzelten Höfe hier und dort. Karg, einsam und irgendwie schön. An der Weißen Düne, einem Strandzugang und gleichnamigen Lokal, angekommen, hatte ich gelernt, dass eine flache Insel keinesfalls komplett steigungsfrei sein muss und dass Gegenwind nicht die einzige Herausforderung des Radfahrers war, seitliche Böen haben auch einiges drauf. *lach* Bevor ich wieder zurückradelte, warf ich einen Blick auf den Strand, für den Norderney so berühmt war. Weißer, feiner Sand und ein breiter Strand, der sich soweit das Auge reicht nach Osten erstreckt und selbst an diesem frühsommerlichen Nachmittag schon wenige Meter weiter wunderbar einsam dalag. Hierher musste ich definitiv mit Mann und Zwerg zurückkehren. Was wir dann auch zwei Tage später getan haben.

Unterwegs im Nationalpark auf Norderney, Zuckerpad, grüne Dünen, Pinscher Buddy im Hunderucksack vor den geparkten Fahrrädern

Den restlichen Urlaub sollten uns stürmische Winde und wechselhaftes Wetter begleiten, was das Radfahren nicht nur für den Zwerg abenteuerlicher und bisweilen herausfordernder als geplant machte. *hust* Dennoch fuhren wir einmal gemeinsam raus bis zur Weißen Düne, erkundeten dort den weißen Bilderbuchstrand und kehrten anschließend für ein kühles Getränk ein. Weitere Endeckungstouren führten uns an den Norderneyer Hafen und zum Zuckerpad, wo wir eine kleine Wanderung zur Aussichtsdüne unternahmen. Auch wenn das Wetter nicht immer unbedingt Ideal für Zweiradaktivitäten war, hat uns das Fahrrad einen deutlich größeren Bewegungsradius und einen ganz neuen Blick auf die Insel ermöglicht.

DIE ZWEI SEITEN NORDERNEY CITYS

Neben unseren Erkundungstouren sind wir natürlich auch durch die bereits bekannten Einkaufsstraßen im Stadtzentrum flaniert, haben das ein oder andere Mitbringsel erwählt und natürlich gut und lecker geschlemmt. *yummy* Nun gehört Norderney definitiv nicht zu den preisgünstigsten Pflastern, wenn man aber abseits der Hauptwege einen Blick in die Seitenstraßen riskiert, könnte man äußerst positiv überrascht werden. *zwinker* Wir haben hier mehrere nette Restaurants entdeckt, die unglaublich lecker, gemütlich und vor allem abseits des großen Trubels waren, so dass man angenehm draußen Essen konnte, ohne auf dem Präsentierteller mitten im Getümmel zu sitzen. Sowohl für Buddy als auch mich perfekt. Der Zwerg hat übrigens während der Lokalbesuche entspannt in seinem Rucksack, statt wie bisher auf einer Decke, gechillt. Dadurch schien er so sehr aus der imaginären Pflicht des Aufpassens genommen zu sein, dass er nicht ein einziges Mal einen Kellner oder Gast anbellte. Einfach großartig. Auch auf unseren Bummelrunden saß Buddy immer öfter mal zwischendurch im Rucksack, in den er bereitwillig einstieg, wenn ihm das öde Laufen zwischen den Füßen der anderen Urlauber zu doof wurde.

Insgesamt haben wir das Städtchen allerdings deutlich seltener besucht als bei unserem letzten Inselurlaub (aus dem übrigens auch diese Stadtfotos recycled sind *zwinker*). Das lag zum einen natürlich daran, dass wir nun mit den Rädern ganz andere Möglichkeiten hatten. Zum anderen änderte sich das Bild Norderneys pünklich zum Feiertagswochenende drastisch. Aus einem entspannten Urlaubsort mit Kurcharakter für Erholungssuchende wurde ein lauter, unruhiger Partyhotspot mit nicht immer ganz nüchternen Grüppchen junger und innerlich junggebliebener Kurzurlauber – zumindest im Zentrum. *räusper* So sehr Norderney wohl auch recht erfolgreich bemüht ist, das Kegelclubreise-Image loszuwerden: Ausnahmen bestetigen die Regel. Zum Glück interessierte sich dieses Publikum – große Überraschung *grins* – scheinbar eher wenig für die stille Natur der Insel, so dass wir wunderbar ausweichen konnten. *zwinker* Meist zumindest.

SPORTELN MIT MEERBLICK

Und dann wäre da natürlich noch eine Sache, die die Kriterien für „das Beste kommt zum Schluss“ gar nicht schlecht erfüllt. *schmunzel* Seit Buddy und ich letztes Jahr angefangen hatten, gemeinsam Joggen zu gehen, hatte ich insgeheim immer diese Vorstellung im Kopf, wie wunderbar es sein würde, morgens früh im Urlaub in herrlicher Stille eine Runde am Meer laufen zu gehen. Und wo könnte das besser passen, als mit einer Strandpromenade direkt vor der Hautür? So wanderten Laufschuhe und -Gürtel also mit in den Koffer. Auch wenn es an jenem Morgen mit dem Gegenwind – oder besser gesagt Gegensturm *lach* – eine ganz neue Erfahrung auf der Kampfgeistskala war, *hüstel* wir nur eine kleine Runde gedreht haben und es selbst in der Frühe nicht wirklich einsam war, war es doch ein wichtiger Meilenstein, hinter den ich nun einen dicken, fetten Haken setzen kann.

Urlaub mit Hund auf Norderney, die einsame Promenade am Morgen, Blick auf die Bäderarchitektur, Pinscher Buddy vor den typischen blauweißen Strandkörben

FAZIT

Norderney ist eine Insel mit zwei Gesichtern – und das gleich in vielfacher Hinsicht. Für mich persönlich allein schon wegen der zwei Urlaube, die wir dort verbracht haben, die trotz so vieler Gemeinsamkeiten einen sehr unterschiedlichen Eindruck hinterließen. Nach unserer ersten Norderneyreise blieb für mich dieses Gefühl einer nicht ganz runden Sache, auch wenn wir eine wirklich schöne Auszeit zwischen historischem Bäderambiente und Flitzen am Meer verbrachten. Mir fehlte etwas und ich hatte schon damals den klaren Verdacht, dass es daran lag, dass wir nur einen Teil der Insel kennengelernt hatten.

Diesmal habe ich Norderney dagegen mit einem runden Gefühl der Fülle verlassen (…und das lag definitiv nicht nur am guten Essen *zwinker*). Wir hatten die Dinge beibehalten, die uns beim ersten Mal so gut gefallen hatten, wie die Meerspaziergänge, die kleinen Bummeltouren und ja, auch die Leckereien und Familienzeit. Dieses Programm haben wir ergänzt durch so einige Entdeckungstouren per Rad, einer schönen Wanderung und einer Prise Sport. Auf diese Weise haben wir im wahrsten Sinne des Wortes mehr Norderney erlebt. Wir haben die Natur abseits des Zentrums kennengelernt, wir haben neue Lokale und andere Strände besucht und die Insel flanierend, wandernd, joggend und radelnd erfahren. Zwei Gesichter Norderneys haben wir auch beim Wetter erlebt, beim ersten Urlaub hochsommerlich warm und sonnig, beim zweiten eher stürmisch unbeständig, sowie beim Publikum, dass mal aus ruhigen Erholungssuchenden und mal feierwütigen Massen bestand. Nicht alle Gesichter haben uns gefallen. Die meisten schon.

Team Buddy and Me - Pinscher Buddy und Zweibeiner Melody am Strand von Norderney im Mai

Und wer weiß, vielleicht kommen wir eines Tages einmal wieder und entdecken dabei noch mehr unerwartete Seiten dieser auf den ersten Blick so überschaubaren Insel vor der ostfriesischen Nordseeküste.

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