[Pottkultur.]

So lange stand es schon auf unserer To-Do-Liste und irgendwie kamen wir bisher nie dazu: Herr Zwergs erster Besuch auf Zollverein. Jetz’ aber! habe ich mir gedacht, als wieder mal ein verregnetes Winterwochenende bevor stand und im Kalender ein großes Loch klaffte. Und so machte Buddy seine erste Erkundungstour auf unserem Weltkulturerbe in tristem grau und Sprühregen. Was muss, das muss eben *zwinker*
Samstagmorgen, irgendwo zwischen Niesel, Nebel und Nasskälte, machten Herr Zwerg und ich uns also auf, ein bisschen Kulturluft zu schnuppern. Nun, wie das eben so mit hochgelobten und oft prämierten Orten der Geschichte so ist, gibt es eigentlich keinen Tag im Jahr, an dem man Zollverein für sich allein hat. Bei diesem Gruselwetter hoffte ich allerdings insgeheim doch auf ein kleines Wunder, als wir aus dem Auto hopsten und erstmal einen Abstecher in den Skulpturenwald machten. Nennt mich einen Kunstbanausen, aber mit den dortigen Objekten kann ich wahrlich nicht viel anfangen *lach* viel reizvoller finde ich aber die weitläufige Brachfläche, die den Skulpturen ein Zuhause bietet. Schnell trafen wir dort auch andere Hunde an, die ihre morgendliche Runde zwischen verwilderten Gleisen und randvollen Tümpeln drehten. Das aneinander-vorbei-Gehusche kam mir diesmal sehr entgegen, legt der Zwerg doch in letzter Zeit nicht viel Wert auf Kontakt mit Artgenossen *räusper* [darüber ein andermal mehr].
Im Schatten der verbotenen Stadt, die Zollverein einst war, spielten wir noch rasch eine Runde mit dem Ball auf geschichtsträchtigem, pechschwarzem Boden, bevor wir ihr uns dann von der Rückseite langsam annäherten. Von einer kleinen Anhöhe aus erspähte ich dann das, was ich eigentlich gar nicht sehen wollte: Reisebusse. Viele Reisebusse. *möp* Soviel zu dem Gruselwetter bei dem jawohl keiner Lust auf Sightseeing hat. Nach einer schnellen Situationseinschätzung ließen wir die Kokerei also links liegen und bewegten uns lieber Richtung Schacht XII, in der Hoffnung so einen gewissen Vorsprung zu den Tourigruppen aufzubauen *zwinker* Und tatsächlich schien mein Plan vorläufig aufzugehen.
Für Fotografen aus aller Welt ist Zollverein ein architektonischer Hotspot. So viele Strukturen, Oberflächen und außergewöhnliche Blickwinkel, dass man auch beim hundertsten Besuch niemals alles einfangen kann. Ich persönlich finde Zollverein, wie auch andere Zechengelände, allerdings in den Sommermonaten wesentlich reizvoller, wenn die wilde Natur sich zwischen alten Gleisen und Betonböden ihren Weg bahnt. Aber an diesem Tag haben auch mich die klaren geometrischen Formen und einfachen Farben in ihren Bann gezogen -zumindest ein kleines bisschen *zwinker*
Und dann war er plötzlich dahin, unser Vorsprung vor den Touristen. Als der Zwerg gerade artig in der menschenleeren Gasse posierte überfielen sie uns rücklinks von hinten *zwinker* Und während ich da in gewohnter Position am nassen Boden kauerte um die zwergsche Augenhöhe aufrecht zu erhalten, hatte Buddy sie schon im Blick… und sie uns. Glücklicherweise ließ Herr Zwerg sich nicht mal von den mitgeführten Hunden aus der Ruhe bringen und so zögerte ich die Konfrontation mit noch ein paar weiteren Aufnahmen hinaus. Was ich nicht sehe ist auch nicht da sozusagen *höhö* Doch sie waren äußerst geduldig *lach* Etwas Smalltalk über unsere Fotos und einige nette Worte später überließen wir die wissenshungrige Gruppe dann erleichtert ihrem Kulturspaziergang und traten allmählich den Rückzug an.
Sehr gerne würde ich im Frühjahr, wenn die Natur erwacht, noch einmal wieder kommen, jedoch kann ich mir kaum vorstellen, dann die wunderbare Kulisse in Ruhe und Zweisamkeit mit dem Zwerg genießen zu können. Denn nicht mal das ekeligste Novemberwetter im Februar nimmt Zollverein seine Anziehungskraft für die Menschen. Und davor ziehen wir unseren Hut.
 
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3 Antworten auf „[Pottkultur.]“

  1. Du hast das triste Winterwetter aber perfekt in Szene gesetzt! Die Fotos sind toll geworden. Obwohl Zollverein nur 25 Kilometer von uns entfernt ist war ich erst einmal dort. Mir hat es aber genauso wie euch sehr gut gefallen – nur leider sehr viele Menschen… Wir werden aber auf jeden Fall die "verbotene Stadt" noch einmal mit der Kamera erkunden.
    Liebe Grüße
    Sali

  2. Da ich viele Jahre in Essen gelebt habe, kenn ich die Zeche natürlich gut. Ich habe dort beruflich zu tun gehabt und bin auch mal auf einem Walkhalbmarathon über das Gebiet gelost worden. Ein schönes Fleckchen Erde, gerade auch zum Fotografieren. Schade, dass es so überfüllt ist. Nein, das wäre jetzt auch nichts für uns. Schade, aber wirklich ein sehr schöner Bericht….

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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