Von Bauchweh und Bauchentscheidung

Lange ist der Kelch an uns vorbei gegangen, doch vor einigen Wochen hat es Buddy dann doch erwischt. Erst war dem Zwerg übel, dann ging es ihm übel. Übel, aber nicht katastrophal und dennoch stand natürlich mal wieder das Wochenende vor der Tür und die altbekannte Entscheidung musste her: Tierarzt vielleicht, ja oder nein?

Ich traue mich ja kaum es auszusprechen – toitoitoi, dreimal Spucken und klopf auf Holz – aber mittlerweile ist der Zwerg ja wirklich nur noch selten krank. Wer uns schon länger folgt, der erinnert sich bestimmt noch an jene Zeiten, als Buddy alle paar Wochen richtig heftige Magen-Darm-Entzündungen hatte und wir immer wieder nachts und am Wochenende in die Klinik fahren mussten. Heute schaut es da schon viel besser aus und wenn mich jemand fragen würde, wann Buddy das letzte Mal (vor jenem Mal um das es heute gehen soll) krank war, könnte ich weder aus dem Stehgreif noch mit längerem Grübeln – ja ja, das liebe Gedächnis *hüstel* – darauf antworten. Ich müsste vielmehr einen Blick in unsere Tierarztrechnungen werfen.

An jenem Morgen, es war ein Donnerstag, wurde ich unsanfter als erwartet mit dem wohl effektivsten Wecker eines Hundemenschen, aus dem Schlaf gerissen. Nichts ist so ein Wachmacher wie ein lautstark und nachdrücklich würgender Zwerg. *räusper* Zu meinem Glück ist Buddy dabei, im Gegensatz zu den anderen Hunden der Familie, wirklich bedacht und springt, wenn möglich, sofort von Bett, Couch oder Körbchen auf, sobald er merkt, dass er sich übergeben muss. Ich betrachtete die Situation also erstmal positiv, ganz nach dem Glas-halbvoll Motto, und war auf der einen Seite erleichtert, dass es nicht mein Bett erwischt hatte. Auf der anderen Seite schaute es für mich nach einem typischen Nüchternerbrechen aus, was ja manchmal vorkommen kann und in der Regel ohne weitere Folgen bleibt. Ja, so dachte ich.

Pinscher Buddy in der Nahaufnahme

Buddy machte zudem einen unauffälligen, fitten Eindruck und forderte schon zwanzig Minuten später das erste Leckerchen ein. *schmunzel* Wir gingen also zum Tagesgeschehen über. Nachmittags wartete dann die erste böse Überraschung. Buddy musste sich so plötzlich aus dem Schlaf heraus übergeben, dass er es nicht mal raus aus seinen Decken schaffte – Hallo Morgennapf, da bist du ja wieder. *würg* Die Nüchternerbrechen-Hypothese war also vom Tisch. Auch wenn Buddy abgesehen vom Erbrechen nach wie vor keinerlei Anzeichen von Unwohlsein zeigte. Ja, er stieß öfter mal auf oder schmatzte, aber er benahm sich nicht so, wie ich es von ihm kenne, wenn er sich unwohl fühlt. Ich bereitete also vor dem Spaziergang seinen Abendnapf vor, wenn auch mit einem Fragezeichen im Kopf, da erbrach er sich wieder. Diesmal wirkte er auch etwas angeschlagener. Der Napf war also gestrichen. Der Appetit war ihm aber sowieso vergangen. Mir im übrigen auch. *hust*
Ich rechnete also schon mit einer unruhigen Nacht und einem notwendigen Besuch beim Tierarzt am nächsten Tag. Doch die Nacht verging, ebenso der Morgen, und der Zwerg machte einen ganz normalen Eindruck inklusive zurückgekehrtem, an nagenden Hunger grenzenden, Appetit. Er bekam also einen kleinen Morgennapf, bevor ich mich auf den Weg zu einem Termin machte. Ein bisschen unruhig war ich schon noch und warf vielleicht den ein oder anderen Blick mehr in die Hundekamera. *zwinker* Der Freitag verging und Buddy schien es wieder gut zu gehen. Also war die Entscheidung für oder wider Tierarztbesuch vom Tisch. Und ich dachte noch, wie verhältnismäßig easy doch so eine normale kleine Magenverstimmung laufen konnte, wenn nicht immer alles gleich aus dem Ruder läuft. Mhm. Dabei habe ich wohl nicht laut genug auf Holz geklopft oder inbrünstig genug auf die gekreuzten Finger gespuckt. *hüstel*

Samstagmorgen traf es mich dafür umso unverhoffter als Buddy zitternd und sich vor Schmerzen streckend aus dem Bett kam. Übergeben musste er sich nicht, auch wenn er einige Anzeichen für Übelkeit zeigte, er hatte in erster Linie Bauchschmerzen. Beim Abtasten konnte ich auch die Krämpfe anhand des steinharten Unterbauchs nachvollziehen. Ein Tag mit Erbrechen, ein Tag in bester Ordnung, ein Tag mit Bauchkrämpfen… mir reichte es und ich war an dem Punkt angekommen, an dem ich nichts übersehen wollte. Abgesehen davon, dass Buddy was gegen seine Beschwerden brauchte und ich ihn in diesem unklaren Fall nicht einfach so ohne ärztliche Absprache mit Schmerzmitteln vollpumpen wollte.

Schonkost bei Magen-Darm-Problemen - Karottensuppe ins Futter

Zu unserem Glück bekamen wir einen Termin in der Samstagsakutsprechstunde in unserer Tierarztpraxis. An diesem Morgen waren wir nicht die einzigen mit diesen Symptomen dort und die Untersuchung offenbarte zum Glück auch nichts, was ich hätte übersehen haben können. Kein Fieber und ein recht guter körperlicher Eindruck. Da war ich schon mal erleichtert. Buddy bekam eine Spritze gegen die Übelkeit und eine gegen die Schmerzen, für daheim gab es dann noch eine Darmaufbaupaste mit. Wir vereinbarten Schonkostfütterung und optionale Schmerzmittelgabe. Dass die Paste keine falsche Wahl war, zeigte sich dann direkt auf dem Heimweg. *hust*

Vielleicht ein, zwei Stunden lang war Buddy nach dem Arztbesuch noch unruhig. Als ich dann in der Küche begann seine Schonkost a la Hühnchen mit Reis und Karottenbrei zuzubereiten, stand er aber schon wieder Gewehr bei Fuß um seinen Hunger kundzutun. *schmunzel* Zwei Tage und 6 Portionen Schonkost später schien der Zwerg alles überstanden zu haben. Am Montag mischte ich also den Karottenbrei nach und nach immer mehr mit dem normalen Nassfutter. Die Darmaufbaupaste fütterte ich noch eine Woche lang weiter. Und zum Glück konnten wir hinter diese Geschichte bald einen Haken setzen.

Raus aus dem Kopf ist aus dem Bauch heraus

Das was mich an diesem Krankheitsintermezzo am meisten beschäftigte, war zum Glück nicht die Schwere der Beschwerden sowie entsprechende Sorgen und Ängste, sondern vor allem die Unsicherheit bei der Frage, ob wir es alleine hinbekommen können oder ärztlichen Rat einholen sollten und wann dieser Punkt gekommen ist. Je uneindeutiger und weniger bedrohlich die Lage ist, umso schwieriger ist diese Entscheidung nämlich. Dabei geht es mir gar nicht um Dinge wie ggf. unnötige Kosten oder Umstände, sondern um die simple Vermeidung unnötiger Tierarztbesuche mit einem zu Stress neigenden Hund. Mal abgesehen von dem Pandemiefaktor.

Letztlich habe ich mich in dem Moment, in dem der Gedanke, ob ich vielleicht etwas übersehen und so die Situation falsch eingeschätzt habe, immer lauter wurde und mir Bedenken angesichts der Grenzen meiner Hausmitteln und Optionen kamen, ohne Zögern für einen Besuch beim Tierarzt entschieden. Wenn auch logisch nachvollziehbar, war es in dem Augenblick in erster Linie eine Bauchentscheidung. Und selbst wenn man sich natürlich fragen kann, ob wir mit unseren Hausmittelchen und eigener Schmerzmedikation nicht den gleichen Effekt hätten erzielen können, steht für mich auch im Nachhinein außer Frage, dass die tierärztliche Konsultation die richtige Entscheidung war.

Pinscher Buddy und Frauchen Melody - eine Runde Kuscheln
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