Bis zum Gipfel auf Halde Haniel

Es wird wieder Zeit für die nächste Gassirunde auf Halde. Dabei handelt es sich nicht etwa um irgendeine Halde oder irgendeine Gassirunde. Warum dieser Ausflug zur Halde Haniel in vielerlei Hinsicht besonders war, das verraten wir euch heute.

Wenn ich eins im Laufe der Jahre gelernt habe, dann, dass keine Halde wie die andere ist genauso wenig wie eine Haldentour einer anderen gleicht. Jahr, Jahreszeit, Wochentag, Wetter und nicht zuletzt die persönliche Konstitution und Motivation können ein und den selben Ort zu einem völlig anderen Erlebnis machen. Das gilt natürlich nicht nur für Halden. Auch wenn sie für mich persönlich das Paradebeispiel dafür sind.

Die letzte Tour 2020

Eine besondere Gassitour sollte es noch sein, bevor das Jahr 2020 zuende gehen würde. Es war der 30. Dezember, ein düsterer Morgen mit bleiernem Himmel und regennassen Straßen. Definitiv nicht das verlockendste Wetter für einen Ausflug und doch wollte, ja brauchte, ich noch einen adäquaten Abschluss für dieses aufwühlende, verändernde Jahr. Wir machten uns früh auf den Weg gen Bottrop und hofften so vor dem nächsten Regenintermezzo die Halde Haniel erklimmen zu können. Nun haben wir mit dieser Halde eine ganz spezielle Beziehung was den Weg oder besser gesagt Rückweg angeht. *räusper* Während wir immer sehr zielstrebig hinauf gelangen, haben wir uns bisher bei jedem einzelnen Abstieg verlaufen. Bei jedem einzelnen. Selbst wenn wir den gleichen Weg runter wie rauf gehen wollten. Irgendwie spooky. *lach* Diesmal sollte aber die Wanderapp Abhilfe schaffen und kurzen Prozess mit den Irrungen und Wirrungen machen.

Pinscher Buddy auf Halde Haniel, höchster Punkt mit bunten Totems

Die Halde Haniel ist mit ihren 185 Metern eine der höchsten im Ruhrgebiet und gehört zu den Halden, die besonders reich an Vegetation sind und nicht nur Wiesen, sondern auch junge Birkenwälder und dichtes, nennen wir es mal, Gestrüpp an ihren Hängen beheimatet. Wir sind bisher immer über die Südseite der Halde hinaufgestiegen, wo sich der bekannte Kreuzweg mit seinen 15 Stationen befindet. Dort sind die Wege eher schmal, gekiest und vielleicht nicht immer im besten Zustand, dafür fühlt man sich angenehm mittendrin in der jungen Industrienatur.

Über den Kreuzweg zum Gipfel

Wir parkten auf dem kleinen Parkplatz am Startpunkt des Kreuzweges. Diesem wollten wir ganz strikt und ohne Umwege hinauf zum Haldentop folgen, oben angekommen den Ausblick genießen und anschließend auf gleichem Weg zurück. Im Idealfall ohne Verlaufen und ohne Regendusche. *schmunzel* Wir machten uns also auf und kamen trotz stellenweise stark ausgewaschener Wege und engmaschigem, zügig ansteigendem Zickzackkurs recht gut voran. Hier machte sich eindeutig die im vergangenen Jahr gewonnene Kondition bemerkbar, denn selbst wenn es anstrengend war, brauchte ich keine regelmäßigen Verschnaufpausen mehr und hielt mit dem Zwerg ganz gut mit. Auch wenn ich natürlich niemals an seinen unschlagbaren Vierbeinantrieb bei Steigungen herankommen werde. *lach* Nach vielleicht einer knappen halben Stunde durchbrachen wir dann die Vegetationsgrenze, die übrigens auf der Halde Haniel den gesamten Aufstieg lang mit der Aussicht hinterm Berg hält, und gelangten an den Rand der hügeligen Wiesenfläche. Nur wenige andere Menschen waren bisher unterwegs und auch die Hundebegegnungen waren rar gesät, wogegen wir selbstverständlich nicht das geringste einzuwenden hatten. *zwinker*

Halde Haniel im Dezember

Schnell hatten wir die Wiesen auch schon hinter uns gelassen, die ich by the way immer am unspannendsten finde, und die letzte kleine Steigung zum Haldentop zurück gelegt. An dieser Stelle wollten wir keine Zeit verlieren, denn die dunklen Wolken ballten sich nun gut sichtbar und nicht wenig einschüchternd am Horizont. Der massiven Wolkendecke zum Trotz durchbrach hier und da ein wenig Licht die Düsternis und tauchte die schwarze Haldenlandschaft samt Amphitheater und teichartigen Pfützen in ein schon fast mystisches Farbenspiel. Noch rasch eine Runde über das Plateau drehen, ein paar Fotos einfangen und dann flott wieder zurück zum Pinschermobil – so war der Plan. Da stand ich also, ließ meinen Blick über den dunklen Kamm samt der bunten Totemkunst schweifen und verspürte zum ersten Mal in all den Jahren den Impuls hinaufzugehen. Meine allzeit präsente Höhenangst schien an jenem Tag kein Hindernisgrund zu sein. Und so überlegte ich nicht lange, schnappte mir den Zwerg und begab mich zum erstmals auf den schmalen Pfad in die Höhe. Und ich bereute es keine Sekunde lang.

Der Ausblick war sagenhaft. Mächtig. Imposant. Genau wie das Gefühl. Die Windböen, die von allen Seiten nach einem griffen. Die dunklen Wolkenberge, die von goldenem Licht durchbrochen wurden. Der schmale Grat, unter dem sich die endlose Weite erstreckte. Das unglaubliche Hochgefühl, das bei nur einem Schritt zu weit an die Kante zur intensiven Höhenangst mutierte. Man fühlt sich riesengroß und winzig klein im selben Augenblick. Gespannt und doch voller Gelassenheit. Ein wirklich besonderer Moment.

Pinscher Buddy und Zweibeiner Melody auf Halde Haniel, Ausblick vom höchsten Punkt auf 185 Metern

Auch wenn es schwer fiel, sich loszulösen, drängte uns das Wetter bald zum Abstieg und so machten wir uns schleunigst auf die Socken. Und natürlich schlugen wir wieder den falschen Weg ein, *hust* was ich aber zum Glück dank der unbeirrbaren Wanderapp diesmal schnell bemerkte und uns so zurück auf den richtigen Pfad führen konnte. Zwanzig Minuten später saßen wir gerade wieder im Pinschermobil als aus wenigen Tropfen ein kräftiger Dauerregen wurde, der sich für die nächsten Stunden gemütlich einrichtete.

Das beste kommt zum Schluss

– Das trifft auf diese Haldentour wie auch auf den spontanen Aufstieg zu ihrem höchsten Punkt zu. Die Entscheidung für die Hunderunde auf der Halde Haniel an jenem vorletzten Tag des Jahres 2020 hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Jahr, Jahreszeit, Wochentag, Wetter und nicht zuletzt die persönliche Konstitution und Motivation haben diese Tour zu einem ganz besonderen Erlebnis vereint. Nicht selten denke ich daran zurück.

Halde Haniel und Halde Hoheward gehören beide zu unseren Lieblingshalden, so gegensätzlich sie auch sind. Vielleicht auch gerade deswegen. Halde Hoheward mit ihren offenen Flächen, den übersichtlichen und vorhersehbaren Wegen und Aussichten auf Schritt und Tritt. Halde Haniel mit ihren von Grün umschlossenen Pfaden, die sich genau dann, wenn man denkt, dass sie niemals enden, plötzlich weiten Wiesen und einer unwirklichen Haldenlandschaft samt atemberaubendem Panorama öffnen. Beide eignen sich wunderbar für eine Gassitour. Genauso wie Lieblingshalde Nummer drei – aber das ist eine andere Haldengeschichte. *zwinker*

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