[Werbung] Noch vor einigen Jahren war „Granne“ kein Begriff, den ich mit unseren täglichen Gassirunden verband. Dann häuften sich plötzlich die Berichte über die gefährlichen Ähren in Feld und Wiesen. Ich war überrascht und alarmiert. Doch dass diese Bedrohung auch direkt vor der Haustür lauern und Buddy die zweite OP in diesem Jahr bescheren würde, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Was geschehen ist, wie schnell Grannen zur Gefahr werden können und welche Tipps wir für euch haben, das wollen wir euch heute in Zusammenarbeit mit AGILA berichten.
Als Buddy bei uns einzog, sah ich die Wiese noch als einen unbeschwert wundervollen, harmlosen Ort für Hund und Mensch. Dann nahm von Jahr zu Jahr die Zeckenpopulation bei uns rapide zu und die Wiese war plötzlich nicht mehr ganz so wundervoll unbeschwert. *räusper* Doch dass nicht nur die Untermieter dieser grünen Halme ein Gefahrenpotential für uns bargen, sondern die Gräser selbst, das wäre mir früher nicht im Traum eingefallen.
Natürlich hatte ich in den vergangenen Jahren immer öfter im Bekanntenkreis Horrorgeschichten rund um die Granne gehört. In Ohren und Pfoten gebohrt, schwer entzündet und unter Narkose herausoperiert war der breite Konsens dieser Erlebnisse. Und doch dachte ich irgendwie, es sei damit getan, dass Buddy sich im Sommer sowieso von den Feldern fernzuhalten hatte. Immerhin gehörten Grannen doch zu Ähren, Ähren krönten das Getreide und Getreide fand man schließlich auf Feldern – oder?
DIE GRANNE – GEMEINE GEFAHR
Schauen wir aber erst einmal genauer, was eine Granne eigentlich ist. Grannen sind kleine, borstige Pflanzenfortsätze, die im Bereich der Ähren bei vielen Süßgräsern, also nicht nur den klassischen Getreidesorten, zu finden sind. Sind die Ähren reif und trocken, lösen sich die Grannen leicht von den Halmen ab, fallen herab oder bleiben mit ihren winzigen Widerhaken an Fell oder Kleidung hängen. Zudem hat die Granne eine harte, scharfe Spitze um sich in den Boden zu bohren. Und mit genau diesen Eigenschaften kann sie bei Tieren großen Schaden anrichten. Im Fell hängengeblieben kann sie sich leicht durch die dünne Haut an Achseln, Leisten oder zwischen den Zehen bohren. Gelangt sie in Körperöffnungen wie Nase oder Ohren, wandert sie durch ihre Widerhaken wie auf einer Einbahnstraße weiter hinein und kann oft nur schwer entfernt werden. Ins Körpergewebe eingedrungen, können sie schließlich großen Schaden anrichten, indem sie zu schwer entzündeten Abzessen führen, tief in den Körper und im schlimmsten Fall sogar bis in die Organe hineinwandern.[1]
DER FEIND IM EIGENEN VORGARTEN
Gerade eine Woche zuvor waren wir aus unserem Norderneyurlaub zurückgekehrt, ein entspanntes Pfingstwochenende lag hinter uns und wir ließen gut gelaunt den Montagabend ausklingen. Gegen 21 Uhr ging ich wie gewöhnlich ein letztes Mal mit dem Zwerg zum Pipimachen runter. Ich träumte so vor mich hin, während Buddy an der Ecke unseres Vorgartens schnüffelte – und plötzlich einen argen Niesanfall bekam. Aus meinen Gedanken gerissen schaute ich sofort zu ihm runter und sah an seiner Nase etwas hängen. Mannomann, was eine kitzelige Polle, dachte ich noch und Griff danach. Da rutschte der vermeintlich harmlose Samenträger schon *schwupps* vor meinen Augen weiter in Buddys Nasenloch hinein, just in dem Moment, als ich ihn berührte. Sofort erkannte ich, was es war: Eine große Granne. *schock* Sofort schaltete sich mein Krisenmodus an und ich versuchte noch, mich mit aller Kraft, die meine Fingerspitzen hergaben, an die goldfarbenen Borsten zu klammern. Doch ich konnte nur hilflos mit ansehen, wie die Granne mit jedem Nieser weiter in seine Nase hineinrutschte, bis sie nicht mehr zu sehen war.
All das passierte in Sekunden. Der arme Zwerg nieste unentwegt weiter, als ich ihn mir schnappte und nach oben in die Wohnung spurtete. Während ich meinen Rucksack griff rief ich dem Herzmann nur „Granne in Nase! Tierklinik!“ zu, was er zum Glück sofort einordnen konnte. Nur fünf Minuten später saßen wir schon im Auto auf dem Weg in die Nachbarstadt. Buddy nieste sichtlich gequält weiter bis es in ein nicht weniger qualvolles Würgen überging. Die Granne bahnte sich also ihren Weg durch die Nase und war vielleicht schon unterwegs in den Rachen. Langsam aber sicher bekam ich Angst, dass der Zwerg den borstigen Fremdkörper bald einatmen könnte. Er tat mir unglaublich Leid und ich sah, dass er langsam panisch wurde. Ich drehte mich also zu ihm um, legte eine Hand an seinen Körper und redete mit ihm so ruhig ich konnte. Das schien ein wenig zu helfen.
In der Klinik war zum Glück nicht viel los. Während wir auf den Arzt warteten, übergab Buddy sich mehrmals. Kein Wunder bei dem andauernden Würgen und Husten. Mit einem Fünkchen Hoffnung schaute ich mir das Erbrochene genauer an, um doch bitte die Granne dort gut sichtbar zu entdecken. Leider war dem nicht so.
Der Arzt ließ sich alles berichten, kontrollierte Buddys Vitalfunktionen und versuchte mich erstmal zu beruhigen. Das wichtigste sei, dass ich den Vorfall gesehen hätte und wir so eindeutig wüssten, womit wir es zu tun hätten. Die größte Gefahr bestände nämlich darin, dass Grannen ungesehen im Körper schaden anrichteten und erst identifiziert würden, wenn es schon zu Entzündungen, Abzessen und Schädigungen gekommen sei. An diesem Abend sollte Buddy erstmal nur eine Cortisonspritze zur Entzündungsprophylaxe bekommen, um dann am kommenden Morgen zur Endoskopie vorstellig zu werden. Und wenn wir Glück hätten, so der Arzt, sei die Granne bis dahin schon über den Verdauungstrakt abgegangen.
Wir fuhren also unverrichteter Dinge wieder heim. Auch wenn mich das Gespräch, ebenso wie die Tatsache, dass Buddy mittlerweile deutlich weniger nieste und würgte, erstmal etwas beruhigt hatten, schlief ich in dieser Nacht mit einem sehr flauen Gefühl im Bauch. Immer wieder wurde ich wach und schaute nach Buddy, der aber glücklicherweise einen relativ ruhigen Schlaf hatte.
KLEINE GRANNE, GROßE KONSEQUENZEN
Am nächsten Morgen wirkte Buddy auf den ersten Blick recht normal und ein wenig hoffte ich natürlich, dass die Granne ihren Weg über Magen und Darm gefunden hatte. Allerdings sah man doch, wenn man genauer hinschaute, dass den Zwerg nach wie vor etwas in der Nase störte. Die Nase lief, ebenso tränte das Auge auf der Seite ein wenig und er versuchte hin und wieder mit der Pfote zu reiben um Abhilfe zu schaffen. Also fuhren wir direkt morgens wie vereinbart wieder zur Klinik.
Dort angekommen war es so brechend voll, dass wir kaum einen Parkplatz fanden. Nachdem wir einige Zeit angestanden hatten, meldete ich Buddy zur Endoskopie an und wurde von einem Schwung Papierkram überrumpelt. Es handelte sich um Einverständniserklärungen für eine Narkose und eine Operation. Natürlich hatte mir der Arzt am Vorabend auf meine Nachfrage hin bestätigt, dass für eine Endoskopie eine kurze Vollnarkose nötig sei. Aber so bald nach der Hauttumoroperation schon wieder mein Einverständnis zu einem Eingriff geben zu müssen, war etwas, auf das ich nicht vorbereitet gewesen war. Ich unterschrieb die Papiere. Danach hieß es erstmal warten.
Im Untersuchungsraum erwartete mich die nächste unvorhergesehene Hiobsbotschaft. Ich sollte Buddy nach der Voruntersuchung in die Obhut der Tierklinik geben, damit er im Laufe des Tages endoskopiert und gegebenenfalls der Fremdkörper entfernt werden könne. Bis zu diesem Moment hatte ich gedacht, die Endoskopie sei eher wie eine Röntgenuntersuchung, bei der ich den Zwerg nur ganz kurz aus den Händen geben müsse. Doch nun hieß es, er würde zwei, drei oder vielleicht sogar fünf Stunden alleine dort in einem Käfig im Wartebereich bleiben. Bevor das überhaupt richtig bei mir angekommen war, war er aus meinen Armen genommen worden und ich stand wieder vor der Tür der Klinik – alleine. Mir war zum Heulen zumute. Es fühlte sich so falsch an, Buddy allein bei diesen Fremden zu lassen, in einem fremden Raum mit fremden Hunden, für eine unbestimmte Zeit. Damit er dann allein von Fremden in Narkose gelegt würde und wiederum vollkommen allein in einer fremden Umgebung aufwachen würde. Ich solle nach Hause fahren und 20 Kilometer entfernt auf den Anruf warten. Das war doch einfach nicht richtig. Oder?
Nachdem ich mit der Familie gesprochen hatte, war ich immer noch genauso zerissen wie zuvor. Ich wusste einfach nicht ob ich die richtige Entscheidung für Buddy getroffen hatte. Immerhin hätte es gut sein können, dass die Granne längst abgegangen war und nur noch eine Reizung in der Nase für Unruhe sorgte. Dann würde ich dem Zwerg all das völlig umsonst zumuten.
Also rief ich die einzige Person an, von der ich wusste, dass sie in diesen Dingen ganz ähnlich tickte wie ich und die auch schon so einige tiermedizinische Achterbahnfahrten mit ihren beiden Hunden durchgemacht hat: Sabrina von Verbellt & Gehoppelt. [Tausend Dank nochmals an dieser Stelle für jenes Gespräch, liebe Sabrina! ❤]
Wir waren uns letztlich einig, dass ich vermutlich nicht mit der Ungewissheit würde leben können, ob die Granne nicht doch noch in Buddys Atemwegen still und leise Unheil anrichtete, und dass ich mich vermutlich bei jedem Niesen und jedem Unwohlsein verrückt machen würde. *hüstel* Ich brauchte Gewissheit. Und die würde ich nur mit der Endoskopie bekommen. Also fuhren wir schweren Herzens heim. Und mit jedem Kilometer, den ich mich von Buddy entfernte, wurde es schwerer.
ÜBERSTANDEN.
Zwei oder drei Stunden später bekam ich endlich den erwarteten Anruf. Buddy sei schon wieder wach und könne entlassen werden. Die Granne sei tatsächlich noch in der Nase gewesen und sei vollständig entfernt worden. Große Erleichterung.
An der Klinik angekommen dauerte es bei all dem Trubel dort gefühlt eine Ewigkeit bis wir die Rechnung bezahlt und Buddys Entlassung in die Wege geleitet hatten. Es hieß, er würde zu uns rausgebracht. Ein Hund nach dem anderen kam. Kein Zwerg. Eine halbe Stunde verging. Wir wurden langsam aber sicher nervös. Dann kam eine Angestellte mit einem kleinen, schwarzen Häufchen Etwas auf dem Arm raus. *seufz* Endlich. Er habe nicht laufen wollen, daher hatten sie ihm noch etwas Zeit gegeben und ihn letztlich raus getragen. Für mich zählte nur eins: ich hatte meinen Zwerg wieder bei mir. Bevor wir gingen wurde mir dann noch ein Röhrchen mit einem Großteil der entfernten Granne überreicht.
Wir hatten es überstanden. Buddy brauchte nach diesem Eingriff und der Narkose deutlich länger um wieder richtig auf die Beine zu kommen, als bei der OP im März. Man sah, wie mitgenommen er war und dass er einfach nur Ruhe und Schlaf brauchte. Genau das bekam er auch. In den folgenden Tagen hatte er noch mit einer laufenden Nase zu tun, was aber auch schnell weniger wurde. Ein Antibiotikum hatte er auch in der Klinik bekommen.
Etwa eine Woche lang hatte der Zwerg dann überraschenderweise noch Probleme mit dem Bewegungsapparat, er lief öfter unrund als gewohnt und hatte immer wieder kurze Schmerzepisoden an den Hinterläufen bzw. dem unteren Rücken. Vermutlich war er während der OP nicht optimal gelagert worden oder – im Hinblick auf seine Bandscheibe und Knie – nicht vorsichtig genug gehandhabt worden. Als diese aber nach einer guten Woche ebenso verschwunden waren, wie die gereizte Nase, konnten wir endlich einen Haken hinter diese unverhoffte Horrorstory setzen. *aufatme*
Natürlich erst, nachdem ich in einem Anflug von Raserei jedes einzelne Grannengras mit der bloßen Hand aus unserem Vorgarten rausgerissen hatte. *räusper*
MIT WISSEN, VORSICHT UND BESONNENHEIT
In wenigen Sekunden von entspanntem Abend zum akuten Notfall – dieser Vorfall hat mir wieder einmal deutlich gezeigt, wie schnell sich das Blatt dramatisch wenden kann. Und das sogar in vermeindlich sicherer Umgebung, gleich vor der eigenen Haustür.
In den Tagen nach diesem Erlebnis fiel es mir wie Schuppen von den Augen: überall wuchsen Grannen. An Vorgärten. An Baumscheiben. Selbst aus Ritzen im Bordstein. Auch wenn ich mich manchmal gegen den Impuls wehren muss, wir können unsere Hunde leider nicht in Watte packen und vor jeder Gefahr bewahren. Doch was wir sicherlich tun können, ist mit wachsamen Blick durch die Welt gehen. Wir können informiert sein und wir können Gefahren kennen und erkennen. Und wir sollten wissen was zu tun ist, wenn es doch einmal zu einem solchen Notfall kommt.
Ich für meinen Teil habe nun definitiv einen viel größeren Respekt vor Grannen als zuvor. Ich versuche darauf zu achten, Buddy nicht ausgerechnet in ihrer Nähe herumstapfen und schnüffeln zu lassen, gerade dann, wenn sie reif und goldgelb herabrieseln. Doch ich versuche mich dadurch nicht irrational ängstigen zu lassen und nicht alles Grün zu verteufeln. Denn der Zwerg soll bei aller Vorsicht vor allem eins sein dürfen: ein schnüffelfreudiger, lebenslustiger und neugieriger Hund.
UNSERE GRANNEN-TIPPS
- Wissen schützt – man sollte sich informieren, wie die gängigsten Formen von Grannen ausschauen können, wo sie zu finden sind und in welchen Stadien und Monaten sie besonders gefährlich sind.
- Mit offenen Augen – man sollte sich bewusst machen, dass Grannen nicht nur an Feldern zu finden sind, sondern potentiell überall dort, wo Gräser wachsen. Es lohnt sich also auch im eigenen Garten oder an der Straße einen Blick darauf zu haben.
- Absuchen – in den Sommermonaten sollte man seinen Hund nach den Spaziergängen (je nach Gassistrecke) auch gründlich nach Grannen absuchen und diese ggf. sofort aus dem Fell entfernen. Gerade in längerem Fell verschwinden sie ruckzuck. Auch die Pfoten samt Zehenzwischenräumen sollten dabei gründlich untersucht werden.
- Schnell reagieren – findet man eine Granne, die sich bereits in die Haut gebohrt hat oder hat man den Verdacht, dass sich eine in Ohr oder Nase verirrt haben könnte, sollte es sofort zum Tierarzt gehen. Anzeichen dafür können intensives Schlecken an einer Stelle, Ohrenschütteln oder Niesattacken sein. Je länger die Granne im Körper bleibt, umso mehr Schaden kann sie anrichten.
Quellen:
[1] vgl. https://www.peta.de/themen/grannen-hund/
https://de.wikipedia.org/wiki/Granne
https://www.tasso.net/Service/Wissensportal/Tierhaltung/Grannen
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Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit und mit freundlicher Unterstützung von AGILA. Danke für den stets angenehmen, inspirierenden und kreativen Austausch!
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