Mit vielen kleinen Schritten zum Ziel

Es ist ein Jahr her, dass Buddy von dem Nachbarshund attackiert wurde. Auch wenn der Übergriff physisch mit ganz viel Glück auf unserer Seite relativ glimpflich ausging und der Zwerg nach einigen Wochen von seinen Verletzungen genesen war, hatten und haben wir noch lange mit den mentalen Folgen zu tun. Welche Herausforderungen das für unseren Alltag mit sich brachte und welchen großen Triumph wir nun feiern können verraten wir euch heute.

Es ist schon verrückt wenn man bedenkt, wie sehr so ein einziger, wenige Sekunden langer Vorfall alles Mögliche im gewohnten Alltag durcheinander bringen kann – nicht nur beim Vier- sondern auch beim Zweibeiner. Am offensichtlichsten wurde das natürlich dabei, dass wir nicht mehr an diesem Haus vorbeigingen, ja die gesamte Straße aussparten. Während es für mich damit erledigt gewesen wäre, wollte Buddy dagegen die ganze Runde von damals nicht mehr gehen. Und auch heute geht er immer noch in die Eisen, sobald wir einen bestimmten Weg einschlagen wollen. Wie wir euch ja schon im November berichten haben, hat sich der Zwerg im letzten Jahr sehr verändert. Er hatte eine Menge Selbstbewusstsein eingebüßt, ging in keine Hundebegegnung mehr unvoreingenommen hinein und wir konnten unsere Runde vor der Haustür quasi überhaupt nicht mehr laufen. Gerade unter der Woche hat letzteres unglaublich an unserer Lebensqualität gesägt, denn statt hinunter ins Tal und in die Wälder zu Fuß zu gehen, konnten wir allerhöchstens noch eine Runde in die andere Richtung um den Block laufen. Anfangs habe ich versucht kleinschrittig lockend und positiv denkend den Zwerg Stück für Stück wieder an die Strecke heranzuführen. Aber er schien den Braten zu riechen und ich hatte das Gefühl, je mehr ich mich bemühte, umso misstrauischer war er.

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Abgesehen von unserer Heimrunde zeigte Buddy auch auf allen anderen Strecken – ob neu oder alt – veränderte Verhaltensweisen. Er scheute die meisten Hundebegegnungen, blieb stehen sobald uns einer entgegen kam und lief erst angeleint einigermaßen entspannt mit mir mit. Aber auch nur wenn wir einen großen Bogen schlugen. Anfangs nervten mich diese Sachen zunehmend, auch wenn ich das natürlich absolut nachempfinden konnte und Buddy zu nichts zwingen wollte. Aber man konnte gar nicht mehr entspannt spazieren gehen. Mit der Zeit spielten der Zwerg und ich uns aber ein. Ich fand mich mit den neuen Marotten ab und Buddy fasste mit jeder gelungenen Hundebegegnung und mit jedem Mal, wenn ich einen fremden Hund von ihm abblockte mehr Vertrauen. Zu mir und ich denke auch zu sich selbst. Immer öfter läuft Buddy nun an der Schleppleine, auch in Gebieten, die wir gut kennen. Ich habe einfach gemerkt, dass diese blöde Leine uns beiden eine große Portion Sicherheit gibt. Und so verging das Jahr, wir arrangierten uns mit der Situation, arrangierten uns miteinander und letztlich haben wir gefühlt nochmal eine ganz andere Stufe der Bindung erklommen.

Und vor etwa ein, zwei Wochen passierte es dann, fast zufällig und definitiv ungeplant. Wir spazierten von Zuhause los, liefen und liefen, genossen das Wetter und den Frühling – und plötzlich waren wir unten im Tal. Dann ging es in den Wald. Und zu guter Letzt die verfluchte, verteufelte Straße hinauf. Während Buddy total relaxt war, wurde mir doch mulmig als das Haus in Sicht kam. Ich checkte ob das besagte Auto vor der Garage geparkt ist und behielt die ganze Zeit die Haustür fest im Blick. Sollte sie sich öffnen würde ich mir sofort den Zwerg unter den Arm klemmen und mich bereit zur Abwehr machen…. Und dann standen wir schon dreißig Meter weiter vor unserem Haus. Es war nichts passiert. Auch beim nächsten Mal nicht. Und auch nicht beim übernächsten. Dennoch bleibe ich auf der Hut, scanne das Grundstück und versuche meine Unruhe nicht auf Buddy zu übertragen. Bisher klappt das sehr gut.

Diese Entwicklung ist ein wahrer Meilenstein für uns beide zusammen und für jeden für sich. Und ich bin richtig stolz, dass wir das gemeistert haben. Große Fortschritte lassen sich eben nicht erzwingen und häufig brauchen Dinge einfach ihre Zeit. Gerade dann, wenn traumatische Erlebnisse, so klein sie von außen auch ausschauen mögen, im Spiel sind, kann es sogar eine Menge Zeit brauchen. Aber es lohnt sich darauf zu warten und einen klitzekleinen Schritt nach dem anderen zu machen.

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3 Antworten auf „Mit vielen kleinen Schritten zum Ziel“

  1. TOLL !!! <3 Ich gratuliere euch zu diesem entspannten Erfolg! Ich kann das so nachvollziehen, wie es dir während und nach dem Geschehnis ging. Auch meinen großen Rüden hatte es im letzten November in der Hundeschule erwischt. Da riss sich ein Leonberger von der Leine los, um sich direkt und ohne "Umwege" direkt auf Pan zu stürzen. Der Halter lag wie ein Käfer auf dem Rücken und kümmerte sich erstmal um sein eigenes Wohl …das Ergebnis waren mehrere Bisse am Kopf. Mein Rüde hat das glücklicherweise auch mental ganz gut weggesteckt…ich muss hingegen zugeben, dass ich Hundehalter mit großen und kräftigen Hunden schon erstmal "abchecke", ob sie überhaupt in der Lage wären, ihren Hund zu halten…oder ob der Hund (sofern unangeleint) auf seinen Menschen reagiert. Andernfalls versuche ich immer recht schnell einen anderen Weg einzuschlagen…bei uns beiden habe also ich die größere "Macke", versuche aber auch daran zu arbeiten… LG Jasmina <3

  2. Wir haben leider diverse schlechte Erfahrungen gemacht..was bis heute zu spüren ist. Wir gehen regelmässig in soziale Spaziergänge, wo die Hunde an langen Leinen geführt werden und mit dem Abstand laufen dürfen wie sie sich wohl fühlen..oder eben auch Kontakt aufnehmen wenns für beide OK ist. Gioia läuft der mittlerweile als Helferhündin mit weil sie super kommuniziert..aber unterwegs will sie einfach nur im Bogen um andere Hunde rum und nichts damit zu tun haben..akzeptiere ich und ist ok. Auch die Leine gibt uns enorm viel Sicherheit..so sind wir in unübersichtlichem Gebiet halt mit 5-8m Leine unterwegs.
    Bei einem dieser Vorfälle der im Wald passierte konnte ich mit Gioia danach auch gut 1 Jahr nicht mehr hin..sie weigerte sich einfach weiter zu laufen und hatte riesen Stress. Je mehr ich loslassen konnte und wir auch immer wieder nur auf dem Parkplatz standen und ich nichts von ihr forderte, desto mehr kam von ihr aus.. <3 Ihr seid nicht allein. Und solche Sachen brauchen einfach Zeit…

    1. Liebe Sandra,
      Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Auch wenn man solche Erfahrungen natürlich niemandem wünscht, tut es gut zu hören, dass andere ähnliche Dinge erleben und es mit Zeit und Geduld schaffen, wieder Fortschritte in Richtung Normalität zu machen. Ich finde auch, dass man durch die Bewältigung solcher Erlebnisse noch einmal auf eine ganz andere Weise mit seinem Hund zusammenwächst und auch sein eigenes Verhalten nochmal genauer unter die Lupe nimmt, um besser unterstützen zu können – das hast du ja auch erlebt – und so letztlich sogar noch etwas Gutes aus dem Prozess mitnehmen kann.
      Liebste Grüße!!

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